Grenzgänger Zürich

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Findling

Findling

Findling

Die Inszenierung

 „Du bist der, der mich gefunden haben wird. Ich bin die, die hier liegen wird. Ich will dir erzählen von den Meinmeinen, und von der, die ich gewesen bin. Ich wurde hier geboren. In dem Bett, in dem du mich finden wirst…“

Findling ist ein archaisches Bühnengedicht, gewoben aus hypnotischen Traumbildern, Livemusik, körperlicher Metamorphose und Karen Köhlers  Text. Es erzählt die Lebensgeschichte von Asja. Sie hat den Wald, in den ihre Eltern, die religiös verfolgt wurden, vor ihrer Geburt geflohen sind, nie verlassen. Sie überlebte dort ihre ganze Familie. Als sie mit 70 Jahren den Tod kommen spürt, schreibt sie an den, der sie dereinst finden wird.

Die Inszenierung von Julian M. Grünthal (Koregie Charlotte Engelbert) übersetzt Asjas Geschichte in Bilder, Musik und Bewegung. Die Musikerin Vera Kardos, die nach „Frollein Rache“ zum zweiten Mal mit Julian Grünthal zusammenarbeitet, lässt eine Sound- und Musikebene entstehen, in der sie sowohl klassische Stücke mit der Geige performt als auch Bühnenmaterialien wie Holz, Wasser, Fell und Zähne mit Mokrofonen und Tonabnehmern zum Klingen bringt.  

Die Schauspielerin Charlotte Engelbert wird als maskiertes Wesen zur Projektionsfläche der Geschichte. Mal als Tier, das der Ursuppe entsteigt und ein Gott wird, mal als Asja selbst. 

Die Bühne ist gestaltet vom Künstlerduo Bietenhader & Wüst, die mit Licht, Tuch und Eis die Bilder der Geschichte zum strahlen bringen.

Jaap Achterberg schliesslich performt den Text von Asja’s Abschiedsbrief.

Die Inszenierung arbeitet filigran und assoziativ. Dabei stellt sie Bezüge her zu Werden und Vergehen, dazu, was es bedeutet Mensch zu sein, zur Auseinandersetzung mit Religion und Natur.

Die Textvorlage

Die Kurzgeschichte „Findling“ stammt aus dem Band „Wir habe Raketen geangelt“ von Karen Köhler. Die Autorin studierte Schauspiel in Bern, arbeitet mittlerweile als mehrfach ausgezeichnete Theater-, Prosa- und Drehbuchautorin in Hamburg. Ihren schnörkellosen Texten merkt man an, dass sie selbst auch Schauspielerin mit einem Gespür für unziseliertes Storytelling ist. Findling sticht aus den anderen Kurzgeschichten des Sammelbandes „Wir haben Raketen geangelt“ heraus durch die archaische Sprache und die ungewöhnliche, auf den ersten Blick entrückte Geschichte selbst. 

 

Schon beim ersten Lesen hat mich Asjas Sprache fasziniert. Karen Köhler schafft es, erfahrbar zu machen, dass Asja ihr Leben lang abseits der Welt gelebt hat, und ihre Sprache von ihren Eltern und dem einzigen Buch, der Bibel, gelernt hat. Zugleich äussert sie sich mit grosser Selbstverständlichkeit und mitunter irritierender Klarheit, wodurch kein Gefühl der falschen Heiligkeit entsteht. Schon der Text an sich ist eine archaische Erfahrung.

 

„Du bist der, der mich gefunden haben wird. Ich schreibe dir dies auf. Ich bin die, die hier liegen wird. Ich will dir erzählen von den Meinmeinen, und von der, die ich gewesen bin. Ich wurde hier geboren. In dem Bett, in dem du mich finden wirst. Der Name, den meine Eltern mir gaben, ist Asja. Ich bin Asja. Die Meinmeinen sagen Asjenka, weil ich die jüngste bin aus dem Leib meiner Mutter.

……..

Eines Winters wurde Vater krank. Ich legte ihm Kräuter auf. Machte ihm Wickel. Aber es half nicht. Er starb in einer Vollmondnacht…. Es war sehr kalt und wir hatten vor dem Sommer keine Möglichkeit, ihm ein Grab auszuheben. So haben wir ihn draussen hingelegt und mit Schnee eingehüllt und mit Wasser übergossen, bis er ganz mit Eis bedeckt war. So konnten ihn die Tiere nicht holen.“

 

Biografien

Jaap Achterberg, Schauspiel

Jaap Achterberg ist einer der herausragenden Bühnenschauspieler der freien Szene in der Schweiz, sein Ruf als exzellenter Sprachkünstler eilt ihm voraus. Nach seiner Ausbildung an der Hochschule für Sozialarbeit arbeitete er als Sozialarbeiter in Amsterdam.

1978 führte ihn eine Aufgabe als Hotelier ins schweizerische Unterengadin

wo er unter anderem den Gästen die Bergwelt zeigte und wo er das Baggerfahren lernte.

1985 führte sein Weg ihn nach Chur, wo er als Theaterveranstalter tätig wurde.

Er begann als Amateur Theater zu spielen.

Ohne Ausbildung in diesem Metier hat er sich inzwischen als professioneller

Schauspieler und Sprecher in der Schweiz etabliert.

Er lebt mit seiner Frau in Schinznach-Dorf.

 

frölicher | bietenhader & Wüst, Bühne/Licht/Projektion/Ton

Angela Wüst

Angela hat in Bern an der Hochschule der Künste fine arts studiert. Seit ihrem Bachelor 2011 lebt und arbeitet sie in Zürich.  

Neben ihrer freien künstlerischen Arbeit betätigt sie sich auch als Bühnenbildnerin und Fotografin.

 

Micha Bietenhader

Micha studierte an der HSLU Design und Kunst im Studiengang Kunst und Vermittlung. Seit seinem Abschluss arbeitet er als freischaffender Künstler und als Lichttechniker und Bühnenbildner für Theater und Tanzproduktionen. Als Künstler widmet er sich dem Bereich Medieninstallation mit Ausstellungen, mit unter, in Wien, Berlin, Zürich, Kassel und Basel. Er arbeitet im Künstlerduo frölicher | Bietenhader mit Selina Frölicher zusammen. 

 

Nina Engel, Produktionsleitung

Nina studierte Theaterwissenschaft und Sozialwissenschaften an der Universität Bern. Sie ist Produktionsleiterin und Dramaturgin von verschiedenen Gruppen in Bern und Zürich u.a. Kollektiv Frei_Raum und Kollektiv F. Ist Mitinitiantin und Mitorganisatorin des UNA Festivals und seit 2015 im inklusiven Kulturlokal Heitere Fahne aktiv. 

Seit 2018 ist Nina Coleiterin der grossen Halle der Berner Reitschule in Bern.

Das Ensemble

Regie: 

Julian M. Grünthal

Schauspiel & Koregie: 

Charlotte Engelbert

Schauspiel: 

Jaap Achterberg

Musik: 

Vera Kardos

Bühne: 

Micha Bietenhader & frölicher | bietenhader

Angela Wüst

Maske&Kostüm: 

Annina Schmid

Produktion: 

Julian M. Grünthal & Nina Engel

 

Spieldaten

Theater Winkelwiese Zürich

7 April, 20 Uhr, Premiere 

11 April, 20 Uhr

13 April, 20 Uhr

14 April, 20 Uhr

18 April, 20 Uhr

19 April, 20 Uhr

20 April, 20 Uhr

21 April, 20 Uhr

Klibühni Chur

15 Mai, 20.30 Uhr

16 Mai, 20.30 Uhr

17 Mai, 20.30 Uhr

18 Mai, 20.30 Uhr

Tojotheater Bern

Dezember 2018

Kellertheater Winterthur

April 2019

Guests

Annina Schmid

Annina Schmid ist im Bündner Safiental aufgewachsen. 1992 zog die Familie nach Chur um, wo Annina die Sekundarschule besuchte und die Coiffeurausbildung machte. In dieser Zeit begann auch die Tätigkeit im Theater. Ab 1996 arbeitete sie regelmässig bei verschiedenen Theatergruppen…

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Charlotte Engelbert

Charlotte Engelbert verbrachte ihre Kind- und Schulzeit zur einen Hälfte in Deutschland, zur anderen in Südfrankreich, wo sie ihr Abitur mit einem Schwerpunk in Theater machte.   In Tübingen studierte sie um Lehrerin zu werden Französisch Spanisch und Sport, war…

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Vera Kardos

Vera Kardos wurde in Ungarn geboren, wuchs in der Schweiz auf und lebt heute zwischen Berlin, Budapest und Zürich, wo sie als Musikerin meist in szenischen Kontexten arbeitet.   Neben einer klassischen Violinausbildung in London, Bern und Luzern und studierte…

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Jaap Achterberg

Jaap Achterberg wurde am 24. September 1952 in Bussum in Holland geboren. Nach seiner Ausbildung an der Hochschule für Sozialarbeit arbeitete er als Sozialarbeiter in Amsterdam. 1978 führte ihn eine Aufgabe als Hotelier ins schweizerische Unterengadin wo er unter anderem…

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Press

P.S Frochaux, 13.04.18

Tagi PS, 21.04

Kulturzurich

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